Herbert Schemmel wurde am 14. April 1914 in Halle/Saale geboren. Im KZ Neuengamme wurde er von der SS als Häftlings-Lagerschreiber eingesetzt und gilt deshalb gemeinhin als „Chronist“ des KZ Neuengamme.
Als die Organisationen der Arbeiterbewegung im Jahre 1933 zerschlagen wurden, verweigerte Herbert Schemmel die Teilnahme an der 1. Mai-Kundgebung und wurde deshalb sofort entlassen. Bei seiner späteren Arbeitsstelle wurde er von Kollegen denunziert … er hatte aus seiner Ablehnung des Nationalsozialismus auch hier keinen Hehl gemacht.
Er wurde zwar vom Gericht freigesprochen, aber sofort in „Schutzhaft“ genommen und im März 1940 ins KZ Sachsenhausen überstellt. Hier wurde Schemmel Opfer schwerer Schikanen und Misshandlungen und sein körperlicher Zustand verschlechtere sich zusehends.
Dem dortigen Lagerältesten Harry Naujoks gelang es, ihn im Juni 1940 auf eine Transportliste zum KZ Neuengamme zu setzen.
Wegen seiner guten Buchführungs- und Fremdsprachenkenntnisse wurde Herbert Schemmel nach einem halben Jahr „Lagerschreiber“ in Neuengamme. Diesen Posten behielt er bis zum April 1945 und nutzte seine begrenzten Möglichkeiten, um Mithäftlingen das Leben zu erleichtern.
Herbert Schemmel gehörte zu den Häftlingen, die das zuvor geräumte KZ zu Fuß und unter SS-Bewachung verließen. In Neumünster konnte er fliehen und sich bis zum Ende des Krieges verstecken.
Er kehrte nach Hamburg zurück und heiratete hier im Oktober 1945 seine Frau Ruth. Ruth stammte aus sozialdemokratischem Elternhaus und war seit 1944 u. a. Häftling des KZ Ravensbrück.
Herbert und Ruth bauten sich zusammen eine selbstständige Existenz auf.
Im Mai 1946 wurde ihr Sohn Frank geboren.
Beide engagierten sich im „Komitee ehemaliger politischer Gefangener“, waren an der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Neuengamme“ beteiligt und wurden Vorstandsmitglieder der AGN.
Herbert Schemmel war einer der Hauptzeugen im Curio-Haus-Prozess gegen die Kommandantur des KZ Neuengamme ab 1946 und engagierte sich für die Verfolgung und Verurteilung von Kriegsverbrecher
1958 wurde die „Amicale International Neuengamme“ gegründet und Herbert Schemmel war einer der Mitgründer aus Deutschland. 40 Jahre lang war er Schatzmeister der AIN. Darin zeigte sich das hohe Ansehen, das Herbert Schemmel bei den ausländischen Häftlingen genoss, die ihn als solidarischen Kameraden aus Neuengamme kannten.
Ruth setzte sich schon in den 1960er Jahren für eine Öffnung der AGN ein – damit konnten auch Personen Mitglied werden, die nicht Angehörige von Häftlingen waren.
1974 wurde Herbert Schemmel Vorsitzender der AG Neuengamme und blieb dies bis zum Jahre 1997.
Der Hamburger Senat zeichnete ihn wegen seiner Verdienste um die Aufklärung von NS-Verbrechen mit der „Senator-Biermann-Ratjen-Medaille“ aus und der polnische Staat verlieh ihm das Auschwitz-Kreuz“.
Herbert Schemmel wurde 88 Jahre alt und starb im Januar 2003.
Ruth starb zwei Jahre später im Februar 2005.
Diese Kurzbiographie beruht auf dem Text in der Buch zur Geschichte der AG Neuengamme „… das war ja kein Spaziergang im Sommer“ aus dem Jahre 2008