Zigi Shipper und seine Tochter Michelle Richman sprachen aus Anlass des Gedenkens zum 3. Mai 2021 in Neustadt/ Holstein mit Schüler*innen des Küstengymnasium Neustadt. Zigi Shipper ist Überlebender der KZ Auschwitz-Birkenau und Stutthof und lebt heute in Großbritannien. Zigi Shipper überlebte am Morgen des 3. Mai 1945 einen Massenmord am Strand von Neustadt.
Nach einer coronabedingten Pause im letzten Frühjahr hat sich in diesem Jahr wieder eine Projektgruppe zusammenfinden können, die sich im Rahmen des schulischen Gedenkens an die Cap Arcona – Katastrophe ein weiteres Mal mit den Ereignissen am und um den 3. Mai 1945 in Neustadt beschäftigt hat. Ganz konform mit den Hygiene-Regelungen an Schulen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur aus einer Lerngruppe, um zwei Tage lang mit Thomas Käpernick von der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme einem Geschehen parallel zur Versenkung der in der Neustädter Bucht vor Anker liegenden und zu „schwimmenden Konzentrationslagern“ umfunktionierten Cap Arcona und Thielbek nachzuforschen, nämlich dem Schicksal der etwa 2000 Stutthof-Häftlinge, die Neustadt auf zwei von Schleppern gezogenen Schuten am 2. Mai erreichten. Dazu wurden Zeugenaussagen von Überleben und wissenschaftliche Texte ausgewertet und ein Fragenkatalog zusammengestellt.
Die Aufzeichnung des in Englisch auf zoom geführten Interviews ist am >>> 3.5.2021 auf der Homepage des Küstengymnasium veröffentlicht worden. Wir danken Peter Günsoy und Stephanie Apel für die engagierte Zusammenarbeit.
Zygmunt Shipper wurde 1930 in Łódź geboren. Seine Mutter wanderte nach Großbritannien aus, als Zigi, wie er heute heißt, drei Jahre alt war. Den Kontakt zu seinem Vater verlor er, als dieser 1939 vor der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion floh.
Zigi Shipper war Jude und daher gezwungen, im Ghetto von Łódź in einer Metallfabrik Zwangsarbeit zu leisten. 1944 wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Von dort wurde er weiter in das KZ Stutthof bei Danzig bzw. in Außenlager des KZ gebracht.
Bei der Räumung des KZ Stutthof wurden Binnenschiffe, Schuten, eingesetzt, von denen zwei nach sechs Tagen ohne Verpflegung am 2.5.1945 in Neustadt bei den Häftlingsschiffen Cap Arcona und Thielbek ankerten. Da die Wachen die Schuten über Nacht verließen, konnten Häftlinge die Schiffe an den Strand manövrieren. Am Morgen des 3. Mai ermordeten alarmierte Marinesoldaten und SS-Wachmannschaften mindestens 257 Häftlinge am Strand und auf dem Weg zur Marinekaserne in Neustadt, den Zigi Shipper im Interview als „Todesmarsch“ bezeichnet. Zigi Shipper war so krank, dass er drei Monate im Krankenhaus von Neustadt zubrachte und dann zu seiner Mutter nach Großbritannien auswanderte. Heute legt er vor Schulklassen in Großbritannien Zeugnis ab.